Der Urvater der Open-Source-Bewegung Bruce Perens befürchtet das Verschwinden der Ideale der Nutzungsfreiheit von freier Software. Er setzt sich für einen Neustart als „Post Open Source“ Konzept ein. Das ist keine gute Idee.
Die Gründe für die Sorgen von Bruce Perens sind nachvollziehbar. Das soll hier auch nicht diskutiert werden; das Internet bietet dafür bereits viele Foren. Ein Neustart ist im Prinzip auch zu unterstützen. Allerdings nicht unter einem neuen Namen, denn das wäre marketing-strategischer Selbstmord.
Der Begriff Open Source muss erhalten bleiben
Wenn ein Neustart unter der Bezeichnung Post Open Source stattfände, würde sich die über Jahrzehnte gewachsene, generische Begrifflichkeit der Open Source erst aufweichen und am Ende im Marketing-Blabla der Software-Branche versickern.
Der Begriff Open Source hat sich mühsam in die Köpfe der Menschen vorgearbeitet. Es war ein langer Weg, sich gegen proprietäre Software wie Windows, Office oder Chrome zu behaupten. Die Leute sind auch immer noch skeptisch bezüglich der Qualität und Kompatibilität. Immerhin können recht viele User*innen mit dem Begriff Open Source etwas anfangen. Bisweilen beschränkt sich dieses Wissen auf die freie Nutzung im Sinne von kostenloser Verwendung.
Angesichts der Verlagerung in die Cloud und intensiver Lobby-Arbeit wird die Überlegung für eine bewusst gewählte Entscheidung auch bereits wieder durch die Anbieter vorgegeben: Bei Google kann man nicht wählen, welche Textverarbeitung man möchte; in Windows ist ein eMail-Programm vorgegeben und die Wahl des Betriebssystems reflektiert fast niemand, weil es zum Gerät zu gehören scheint. Dadurch wird die Bedeutung der verwendeten Lizenz zurückgedrängt.
Eine neuer Begriff würde niemals erfolgreich werden
Heutzutage ist es nicht mehr möglich, generische Begriffe zu erschaffen; schon gar nicht künstlich. Trotz der Namensüberschneidung wären Open Source und Post Open Source unterschiedliche Dinge. Der neue Begriff müsste mühsam und kostspielig eingeführt werden.
Der Begriff Post Open Source ist außerdem mindestens irreführend, wenn nicht sogar falsch: denn es geht um notwendige Anpassungen des grundlegenden Konzeptes Open Source, nicht um eine Abschaffung oder einen Ersatz – es gibt also kein post, kein danach. Eher ein new oder reloaded oder ähnlich. An dem relativen Charakter dieser Worte lässt sich ganz gut erkennen, dass wir es ohnehin nur mit einem sprachlichen Diskurs zu tun haben. Dieser würde die große Bedeutung von Open Source nur unnötig zerreden. Open Source ist kein Produkt, dem man immer wieder mit Buzz Words Anschub geben muss. Sondern es ist eine gesellschaftliche Bewegung, eine Philosopie, die von dauerhafter Nachhaltigkeit lebt, von Stabilität, von Verlässlichkeit.
Open Source mit Anpassungen einfach weiterführen
Die Benutzer*innen interessieren sich vermutlich nur am Rande für die skizzierten Fragen und Probleme. Deshalb ist ein neuer Begriff für den Markt überflüssig und kontraproduktiv. Innerhalb der Community würden eine Versionsnummer oder schlicht Datumsangaben einen Dialog über verschiedene Modelle und Ansätze von Verbesserungen bzw. Modifikationen möglich machen.
„Open Source“ muss „Open Source“ bleiben.